1918 begann in Kiel ein Aufstand gegen den Krieg und das Kaiserreich, der mit einer Meuterei gegen einen sinnlosen Flottenvorstoß begann. Arbeiter*innen und Soldaten übernahmen die Kontrolle über die Stadt, organisierten sich in Räten und stellten politische Forderungen nach Frieden, Freiheit und Brot. Rote Fahnen wurden auf dem Schloss und Rathaus gehisst, der Bruder des Kaisers musste aus der Stadt fliehen. Dieser Aufstand wurde schnell zu einer Revolution im ganzen Reich, die das Ende des Krieges und des Kaiserreichs herbeiführte. Am 9.11.1918 dankte der Kaiser ab, Karl Liebknecht rief in Berlin die Freie Sozialistische Republik aus. Auch wenn dieses revolutionäre Potenzial von einem Bündnis aus Sozialdemokratie, alten Eliten und Paramilitärs abgewürgt und zusammengeschossen wurde, wurde 1918 revolutionäre Geschichte geschrieben.
Bei einem Stadtrundgang durch Kiel werden die Ereignisse der ersten Novembertage 1918 an den historischen Orten nachgezeichnet: Was passierte im November 1918 in Kiel? Wie gingen die Revolutionär:innen vor, welche Ziele hatten sie? Dabei möchte die Referentin den vorherrschenden patriarchal geprägten Blick auf die Geschichte durchbrechen, indem sowohl Frauen in der Revolution betrachtet als auch gängige Interpretationsmuster hinterfragt werden. Mit der Betrachtung der sozialdemokratischen Verbündelung mit reaktionären Kräften und ihrem Verrat der Revolution wird über die Betrachtung sozialdemokratischer Erinnerungskultur in Kiel ein Bogen zur Gegenwart geschlagen: Was können wir aus revolutionärer Geschichte lernen?
Organisiert von Perspektive Solidarität Kiel (perspektive-solidaritaet.org)
Mittwoch 04.09.2024 | 16 Uhr | Treffpunkt: Fähranleger Seegartenbrücke