Transnational Social Strike platform (TSS)
Friday, August 29, 2 p.m. Circus tent
Since the Russian invasion of Ukraine in 2022, and with growing intensity following the genocide in Gaza, Europe has entered a period of accelerated militarization. Governments have drastically increased military budgets, announced massive arms procurements, and committed to reaching or exceeding NATO’s 2% military spending target. From Germany’s €100 billion „Zeitenwende“ initiative to the NATO accession of Sweden and Finland and the increased militarization across Central and Eastern Europe, this is a trend that cuts across different national contexts. But effects of the global war do not only manifest in state budgets and alliances—they affect social hierarchies and everyday struggles in profound ways.
Beside increased military spending and large arms acquisitions across Europe, we are witnessing a rise in militaristic ideology. The introduction of school programs promoting the army, or the return of the idea of mass conscription, are reviving policies that had been otherwise mostly abandoned. Overall, we see a rise in racist and patriarchal narratives that encourage sacrifice and obedience. Nationalist rhetoric often frames certain racial or ethnic groups as internal threats, justifying exclusionary policies and border violence. The war is used as justification for more and more violence against migrants. Traditional gender roles are reinforced by calls for women to support the war effort through caregiving or motherhood, while men are expected to demonstrate strength and discipline as soldiers. Workers are asked to sacrifice their salaries and their rights for the sake of the nation-state, while governments cut on social spending in the name of wartime austerity measures. These policies and narratives work together to uphold social hierarchies and suppress dissent. Militarism requires social peace: social tensions, protests, and resistance are suppressed or weakened.
Sometimes, in front of thousands of deaths, and all the effects of this world war, social movements have been drawn into the logic of war and campism, meaning that they have taken sides in geopolitical conflicts instead of opposing the logic of war altogether. The divisions over whether to support NATO’s involvement in Ukraine or Russian anti-western stance ignored the lives and struggles of the millions of workers, migrants, women and LGBTQ+ people who have been paying the price for the war. Similarly, the mobilisations against the genocide in Gaza have been undermined by the reciprocal accusations of supporting either Hama’s fundamentalism or the Israeli occupation.
While we oppose firmly the ongoing massacre in Gaza and call for the end of the war in Ukraine, we think it is urgent to “reset” our past ways of organizing in order to get ready to the dreadful events confronting us in the future. In this workshop, we want to explore how the war is affecting the daily lives and struggles of various subjects —workers facing job insecurity and exploitation, migrants confronting stricter border controls and racism, women dealing with reinforced patriarchal expectations, LGBTQ+ people fighting for sexual freedom, and those who are going to suffer from climate devastation, while ecological priorities have been wiped off by the economic imperatives of the war.
These changes are not confined by national borders, but are interconnected across Europe and beyond. We think that the campist deadlocks that have prevented us from building a strong opposition to war depend also on our inability so far of developing a truly transnational politics. We usually stop at those very national borders that are the upholds of militarism.
We aim to explore ways to build a transnational politics of peace that actively rejects nationalism, campism, and the prevailing war-driven geopolitical logic. Such a politics would challenge the social peace that militarism demands, by uniting people across borders in solidarity, opposing divisions created by state interests, and refusing to align with any side in conflicts that perpetuate violence.
https://www.transnational-strike.info/
DE: Transnationale Organisation gegen den Krieg, *ENG
Transnational Social Strike (TSS) Platform
Freitag, 29. August, 14 Uhr, Zirkuszelt
Übersetzung ist möglich!
Seit der russischen Invasion in der Ukraine im Jahr 2022 und mit zunehmender Intensität nach dem Völkermord in Gaza ist Europa in eine Phase beschleunigter Militarisierung eingetreten. Die Regierungen haben ihre Militärbudgets drastisch erhöht, massive Rüstungskäufe angekündigt und sich verpflichtet, das 2-Prozent-Ziel der NATO für Militärausgaben zu erreichen oder zu übertreffen. Von Deutschlands 100-Milliarden-Euro-Initiative „Zeitenwende“ über den NATO-Beitritt Schwedens und Finnlands bis hin zur zunehmenden Militarisierung in Mittel- und Osteuropa ist dies ein Trend, der sich quer durch verschiedene nationale Kontexte zieht. Die Auswirkungen des globalen Krieges zeigen sich jedoch nicht nur in den Staatshaushalten und Allianzen – sie wirken sich auch tiefgreifend auf soziale Hierarchien und alltägliche Kämpfe aus.
Neben erhöhten Militärausgaben und umfangreichen Rüstungsbeschaffungen in ganz Europa beobachten wir einen Anstieg militaristischer Ideologien. Die Einführung von Schulprogrammen zur Förderung der Armee oder die Rückkehr der Idee der Wehrpflicht beleben Politiken, die ansonsten weitgehend aufgegeben worden waren. Insgesamt sehen wir einen Anstieg rassistischer und patriarchalischer Narrative, die zu Opferbereitschaft und Gehorsam aufrufen. Nationalistische Rhetorik stellt bestimmte rassische oder ethnische Gruppen oft als interne Bedrohung dar und rechtfertigt damit ausgrenzende Politiken und Gewalt an den Grenzen.
Der Krieg wird als Rechtfertigung für immer mehr Gewalt gegen Migranten herangezogen. Traditionelle Geschlechterrollen werden durch Aufrufe an Frauen, den Krieg durch Fürsorge oder Mutterschaft zu unterstützen, verstärkt, während von Männern erwartet wird, dass sie als Soldaten Stärke und Disziplin zeigen. Arbeitnehmer werden aufgefordert, ihre Gehälter und Rechte für das Wohl des Nationalstaates zu opfern, während Regierungen im Namen von Sparmaßnahmen in Kriegszeiten Sozialausgaben kürzen. Diese Politik und Narrative wirken zusammen, um soziale Hierarchien aufrechtzuerhalten und Dissens zu unterdrücken. Militarismus erfordert sozialen Frieden: Soziale Spannungen, Proteste und Widerstand werden unterdrückt oder geschwächt.
Manchmal, angesichts Tausender Todesfälle und all der Auswirkungen dieses Weltkrieges, wurden soziale Bewegungen in die Logik des Krieges und des Lagerdenkens hineingezogen, was bedeutet, dass sie in geopolitischen Konflikten Partei ergriffen haben, anstatt sich der Logik des Krieges insgesamt zu widersetzen. Die Meinungsverschiedenheiten darüber, ob man das Engagement der NATO in der Ukraine oder die antiwestliche Haltung Russlands unterstützen sollte, ignorierten das Leben und die Kämpfe von Millionen von Arbeiter*innen, Migrant*innen, Frauen und LGBTQ+-Personen, die den Preis für den Krieg zahlen. In ähnlicher Weise wurden die Mobilisierungen gegen den Völkermord in Gaza durch gegenseitige Vorwürfe untergraben, entweder den Fundamentalismus der Hamas oder die israelische Besatzung zu unterstützen.
Während wir das anhaltende Massaker in Gaza entschieden ablehnen und ein Ende des Krieges in der Ukraine fordern, halten wir es für dringend notwendig, unsere bisherigen Organisationsformen zu „resetten“, um uns auf die schrecklichen Ereignisse vorzubereiten, die uns in Zukunft bevorstehen. In diesem Workshop wollen wir untersuchen, wie sich der Krieg auf das tägliche Leben und die Kämpfe verschiedener Gruppen auswirkt – auf Arbeitnehmer*innen, die mit Arbeitsplatzunsicherheit und Ausbeutung konfrontiert sind, auf Migrant*innen, die mit strengeren Grenzkontrollen und Rassismus zu kämpfen haben, auf Frauen, die mit verstärkten patriarchalischen Erwartungen konfrontiert sind, auf LGBTQ+-Personen, die für sexuelle Freiheit kämpfen, und auf diejenigen, die unter den Folgen des Klimawandels leiden werden, während ökologische Prioritäten durch die wirtschaftlichen Zwänge des Krieges in den Hintergrund gedrängt werden.
Diese Veränderungen sind nicht auf nationale Grenzen beschränkt, sondern über Europa und darüber hinaus miteinander verbunden. Wir glauben, dass die campistischen Pattsituationen, die uns daran gehindert haben, eine starke Opposition gegen den Krieg aufzubauen, auch auf unserer bisherigen Unfähigkeit beruhen, eine wirklich transnationale Politik zu entwickeln. Wir bleiben meist an genau den nationalen Grenzen stehen, die den Militarismus aufrechterhalten.
Wir wollen Wege erkunden, um eine transnationale Politik des Friedens aufzubauen, die Nationalismus, Lagerdenken und die vorherrschende kriegsgetriebene geopolitische Logik aktiv ablehnt. Eine solche Politik würde den sozialen Frieden, den der Militarismus fordert, in Frage stellen, indem sie Menschen über Grenzen hinweg in Solidarität vereint, sich den durch staatliche Interessen geschaffenen Spaltungen widersetzt und sich weigert, sich in Konflikten, die Gewalt perpetuieren, auf eine Seite zu stellen.
https://www.transnational-strike.info/