Pressemitteilungen 2019

Pressemitteilung No. 10 zum 8.9.19:

Ein gelungener Dreiklang aus Austausch, Blockade-Aktionen und Demonstration – das „Rheinmetall Entwaffnen“ Bündnis blickt auf eine ereignisreiche Woche zurück

Vom 1. – 8. September fand am Produktionsstandort des Waffenherstellers Rheinmetall das „Rheinmetall Entwaffnen“ Camp statt, an dem sich über 300 Menschen beteiligten.

Am Antikriegstag startete die Woche mit einem Antikriegs-Cafe, zudem Menschen aus der Region eingeladen wurden. Am Abend ging es um Gedenken und Erinnerung. In den weiteren Tagen fanden Workshops und Diskussionen zur Geschichte der militarisierten Region der Lüneburger Heide und des Konzerns Rheinmetall im deutschen Faschismus bis heute, die Rolle von Rheinmetall und der BRD in aktuellen Kriegen und dem tödlichen europäischen Grenzregime statt. Auch ökologische Faktoren von Krieg, feministische Perspektiven auf eine Antikriegsbewegung und der Blick auf gesellschaftliche Lösungskonzepte jenseits von Unterdrückung und Herrschaft wurden diskutiert. Im gemeinsamen Leben auf dem Camp und in Diskussionen wurden Formen eines solidarischen und friedlichen Zusammenlebens miteinander entwickelt.

„Mir ist klar geworden, dass wir ganz grundlegend mit diesem System weißer und männlicher Herrschaft und Unterdrückung brechen müssen. Wir wollen eine vielfältige Welt, in der sich alle Menschen einbringen können, Gehör finden und in Frieden füreinander einstehen. Der Weg dorthin braucht eine stabile feministische Basis!“ so Clara Behrens, eine Teilnehmerin des Camps.

Mit der Aktion „Straße der Erinnerung“ wurde eine Initiative zur Gedenkkultur an die 900 ungarischen jüdischen Zwangsarbeiterinnen aus dem Tannenberglager gestartet. Damit sollte die Geschichte dieser KZ-Außenstelle ebenso wie die der tausenden anderen Zwangsarbeiterinnen für Rheinmetall im Faschismus sichtbar gemacht werden. Erschreckenderweise wurden angebrachte Markierungen und Erinnerungsplakate in den darauffolgenden Nächten mutwillig zerstört.

Ab dem 5.9. gab es über 29 Stunden verschiedene Blockadeaktionen, mit denen die Zufahrten zu Rheinmetall versperrt und die Produktion der tödlichen Waren massiv gestört wurde. Große Sitzblockaden, Ankett- und Kletteraktionen machten die Straßen dicht und wurden von Barrikaden auf Waldwegen ergänzt. „Wir sehen uns gezwungen direkt einzugreifen, weil Appelle an die Regierung nichts verändert haben und Waffen aus Deutschland weiter weltweit morden – beispielsweise in Syrien oder im Jemen“, so Behrens.

Auch die Demonstration am 7.9. mit über 600 Teilnehmenden war ein starker gemeinsamer Ausdruck gegen eine Politik, durch die Firmen wie Rheinmetall Profite am weltweiten Morden machen.

Dem wachsenden Bündnis „Rheinmetall Entwaffnen“ ist eine Kooperation mit anderen, die für eine Welt ohne Krieg und Ausbeutung kämpfen wichtig. „Es gab sogar internationale Beteiligung. Auf dem Camp waren Menschen aus Sardinien, Kurdistan, Südafrika und Schweden.“ teilte Becker mit.

Zudem verfasste das Bündnis einen Aufruf zum weltweiten Klima-Streik am 20. September. „Viele Kriege werden um die Verteilung und Ausbeutung von Wasser und Rohstoffen geführt. Mit der weiteren Zuspitzung der Klimakrise, die von keinem kapitalistischen Green Deal der Herrschenden gelöst werden kann, werden sich diese Kriege vervielfältigen und erbitterter geführt werden“, heißt es darin.

Zeitgleich zu den Protesten in Unterlüß fanden in London Blockadeaktionen gegen die größte Waffenmesse der Welt statt, bei der Rheinmetall Sponsor und Aussteller ist. Diese fanden im Rahmen der internationalen Aktionstage RiseUp4Rojava statt. In zahlreichen europäischen Ländern gingen Menschen gegen Waffenkonzerne auf die Straße.

Der Ausblick des Bündnisses „Rheinmetall Entwaffnen“ ist klar: „Wir werden weiter gegen Aufrüstung vorgehen. Diese Militarisierung hat viele Gesichter. Sie betrifft nicht nur Rüstungsexporte in Kriegsgebiete wie z.B von Rheinmetall, sondern auch die Modernisierung der Atombomben in Büchel und die Umstrukturierung der Bundeswehr zu einer schnellen Angriffsarmee. Diese Entwicklung und die Erhöhung des Rüstungsetats auf 2% des Bruttoinlandsprodukts lehnen wir entschieden ab“, so Becker.

Die Teilnehmenden sind sich einig: „Wir gehen gestärkt aus dem Camp und werden Proteste gegen Waffen, Krieg und Militär fortsetzen. Spätestens zur nächsten Hauptversammlung von Rheinmetall werden wir uns wiedersehen.“ so die Pressesprecherin Ulli Becker.


Pressemitteilung No.9 zum 8.9.19:

Im Rahmen des antimilitaristischen Camps „Rheinmetall entwaffnen“ in Unterlüß/Südheide vom 1. bis 9. September 2019 haben wir auch eine Gedenktafel am Ort des KZ-Außenlagers Tannenberg enthüllt. In diesem waren etwa 900 osteuropäische Jüdinnen in der Zeit von August 1944 bis April 1945 zur Zwangsarbeit bei Rheinmetall-Borsig eingesperrt. Der Weg vom Lager zum Rheinmetall-Werkstor wurde entlang einer weißen Linie mit Baumbinden mit den Namens(teilen) von 53 (namentlich bekannten) Zwangsarbeiterinnen markiert. Auch wurde mit großen Bannern mit Fotos und Zitaten aus Briefen von überlebenden Zwangsarbeiterinnen und mit dem Hinweis „Zwangsarbeit bei Rheinmetall – Weg der Erinnerung“ mit Schablonen hingewiesen.

In den beiden darauf folgenden Tagen wurden die Baumbinden, die Banner und ein Hinweisschild, das auf den Ort des Zangsarbeitslagers Tannenberng hinwies, brutal zerstört. Wir sind entsetzt und empört, mit welcher Wut, mit welchem Hass die Erinnerung an die jüdischen Zwangsarbeiterinnen vernichtet wird. Es ist unfassbar traurig, dass es immer noch Menschen gibt, die es nicht aushalten können, dass Erinnerung und Auseindersetzung mit der Geschichte des Nationalsozialismus eingefordert wird.

Wir unterstützen die regionale Initiative zur Aufarbeitung der verschwiegenen Geschichte in der Region Unterlüß und von Rheinmetall.

Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg!


Pressemitteilung No. 8 vom 7.9.19:
Zur Demonstration: „Rheinmetall Entwaffnen: Krieg beginnt hier – unser Widerstand auch“

„Rheinmetall Entwaffnen: Krieg beginnt hier – unser Widerstand auch!“ – unter diesem Motto beteiligten sich heute über 600 Personen an einer Demonstration in Unterlüß im Landkreis Celle.

Denn Rheinmetall produziert am Rande des niedersächsischen Dorfes seit über 100 Jahren Munition, Panzerteile und Waffen. Zusätzlich betreibt der Konzern dort Europas größten privaten Schießplatz. „Durch Exporte in Länder wie die Türkei oder Saudi-Arabien trägt Rheinmetall eine wesentliche Verantwortung für Krieg, Tod und Zerstörung etwa in Nordsyrien oder dem Jemen!“ prangert eine Aktivistin des Bündnisses den Konzern vom Lautsprecherwagen der Demonstration an.

Den vorderen Teil der Demo bildete ein autonmer Frauen-Lesben-Trans-Inter*-Block, der den feministischen Schwerpunkt des Protests deutlich machte. Zu der Demonstration haben zahlreiche Gruppen aus unterschiedlichen Hintergründen aufgerufen, wie in der Vielfalt der Themen in den Beiträgen und auf den Transparenten deutlich wurde. So gibt es Bezüge aus ökologischen, antimilitaristischen, antikolonialen und antirassistischen Gruppen und Organisationen. Auch die verschwiegene Geschichte, Ideen von Konversion hin zu einer zivilen Produktion und der internationalistische Bezug zu Kämpfen in der ganzen Welt wurden deutlich thematisiert.

Die Demonstration endete auf dem Campplatz, bei dem noch ein Beisammensein mit offenem Mikrofon stattfand und ein bewegendes Grußwort von Esther Bejerano vorgelesen wurde.

Im Rahmen der internationalen Aktionstage „Riseup4Rojava“ finden zeitgleich auch in verschiedenen Ländern auf der Welt Aktionen gegen Militarisierung und Krieg statt, wie in London gegen die größte Waffenmesse DSEI.

Die Demonstration ist die letzte Aktion zu der das Bündnis im Rahmen des Camps aufgerufen hat. Damit endet eine ereignisreiche Woche, in der unter Anderem zwei Tage die Waffenproduktion gestört und den Menschen gedacht wurde, die aktuell und im Nationalsozialismus durch Rheinmetalls Praxis starben. Eine Woche in der über 300 Menschen gemeinsam zelteten, diskutierten und demonstrierten. Dabei ist für das Bündnis „Rheinmetall Entwaffnen“ das Camp auch ein praktischer Gegenentwurf von einem friedlichen und gerechtem Zusammenleben, indem Arbeiten, Veranstaltungen und Diskussionen gemeinsam verteilt und immer wieder diskutiert und ausgewertet wurden.

Am morgigen Tag wird auf dem Camp noch diskutiert, wie genau die Proteste weitergehen werden, denn wie eine Sprecherin betont „Solange Krieg von deutschem Boden ausgeht, solange werden wir auch unsere Aktionen weiterführen!“.

Weitere Informationen zu dem gesamten Aktionen und dem Camp finden Sie unter rheinmetallentwaffnen.noblogs.org.


Pressemitteilung No. 7 vom 06. September 2019

Am heutigen Morgen ab 5 Uhr haben sich einige hundert Menschen durch den Wald zum Rheinmetall Standort „Waffe und Munition“ in Unterlüß aufgemacht, um die Kriegsproduktion aktiv zu blockieren.

Dabei gab es viele unterschiedliche Blockadepunkte durch Tripods (Dreibeine), Barrikaden und Sitzblockaden. Einige dieser Blockaden durch Menschen und unterschiedlichem Material wurden von der Polizei gewaltsam geräumt, jedoch immer wieder neu besetzt.

Bereits seit gestern hatten über 30 Aktivist*innen in autonomen Kleingruppen Besetzungen durchgeführt. Dabei gab es unterschiedliche Ankett-Aktionen, einen Tripod und Barrikaden, die zum Teil bis heute standhielten. Mit beiden Aktionen wurde insgesamt 29 Stunden und 23 Minuten erfolgreich blockiert und die Produktion von Werkzeug zu Tod und Zerstörung massiv gestört. Nachdem der Schichtwechsel am Nachmittag noch verhindert wurde, sind Aktivist*innen aller 5 Blockadepunkte zusammen zum Camp demonstriert und lassen da nun den Abend gemeinsam ausklingen.

Es wurden viele LKWs und Fahrzeuge an dem Eintritt ins Gelände gehindert, Arbeiter*innen versuchten zu Fuss die Blockade zu durchbrechen. Die Polizei ist mit körperlicher Gewalt in Teile der Blockade reingegangen und hat Aktivist*innen weggetragen, mit dem Ziel, die Arbeiter*innen zum Schichtwechsel in die Fabrik zu lassen.

Zeitgleich zu den Aktionen in Unterlüß gab es antimilitaristische Proteste und Solidaritätsbekundungen in vielen anderen Ländern unter dem gemeinsamen Hashtag #riseup4rojava. So finden aktuell Aktionen gegen die Waffenmesse DSEI in London statt. Aktivist*innen aus ganz Deutschland und vielen Ländern, wie zum Beispiel Südafrika und Italien, unterstützten die Aktionen direkt. Rheinmetall stellt sich international mit Tochterfirmen auf, um Exportrichtlinien zu umgehen und macht dadurch ihre menschenfeindliche Geschäftspolitik unsichtbar. So muss auch der Kampf gegen die Waffenindustrie international geführt werden – die „Rheinmetall Entwaffnen“ Aktivist*innen haben einen Schritt gemacht und werden dies zukünftig noch stärken.

Nur wenige hundert Meter Luftlinie von dieser Waffenfabrik entfernt, ist unbemerkt und unscheinbar das ehemalige KZ-Außenlager „Tannenberg“ von Bergen-Belsen. Die jüdischen Zwangsarbeiterinnen mussten unter anderem für Rheinmetall tödliche Arbeit verrichten. Im Rahmen des Camps wurde der verschwiegenen Geschichte gedacht und an die Ermordeten erinnert. Diese Zeichen der Erinnerung wurden bereits zerstört. Dies ist ein weiteres Beispiel für den nicht vorhandenen Umgang mit den Verbrechen der Geschichte in der Region.

Ein paar hundert Meter vom Waffenproduktionsstandort entfernt, direkt auf dem Dorfplatz von Unterlüß, findet seit dem 1. September wieder das Camp „Rheinmetall Entwaffnen“ statt.

Morgen, am Samstag den 7. September, wird um 13 Uhr eine Demonstration am Bahnhof in Unterlüß starten, zu der viele hundert Teilnehmer*innen erwartet werden. Die Tatsache, dass Slogans wie zum Beispiel „Rheinmetall Entwaffnen – Hambi bleibt – one struggle – one fight!“ oder „Jin Jiyan Azadî“, während des heutigen Aktionstages sehr präsent waren, zeigt, wie unterschiedliche Themen und Kämpfe immer dichter zusammen kommen – gerade im Kampf gegen Rüstungsproduktion und Kriegspolitik.

Wie genau es mit dieser neuen Antikriegsbewegung weitergeht, wird unter anderem am Sonntag im Camp diskutiert werden. Die auf dem Camp geteilten Diskussionen und Erfahrungen und die Entschlossenheit der Blockade, zeigen, dass dies eine kraftvolle und notwendige Bewegung ist.

Das Bündnis sieht es als eine Pflicht und moralische Verantwortung für die radikale Abkehr von der momentan Kriegs- und Profitpolitik zu kämpfen.


Pressemitteilung No. 6. : Kriegsgegner*innen blockieren Rüstungsfabrik

Mit einer vielfältigen und entschlossenen Aktion hat das Bündnis „Rheinmetall entwaffnen“ heute mit mehreren hundert Menschen die Zufahrtswege zum Produktionsstandort „Rheinmetall Waffe Munition“- in Unterlüß bei Celle in Niedersachsen blockiert. Damit wurde der Schichtwechsel zur Frühschicht sowie An- und Auslieferungen zur und von der Fabrik des Rüstungsunternehmens unterbrochen.

„Wir haben die Rheinmetall-Rüstungsproduktion für einen weiteren Tag lahmgelegt. Der Rüstungskonzern leistet materielle Hilfe für die von Saudi-Arabien begangenen Kriegsverbrechen im Jemen und die völkerrechtswidrige Besatzung der türkischen Armee im nordsyrischen und ehemals kurdisch verwalteten Kanton Afrin. Rheinmetall ist mitverantwortlich für diese und viele weiteren Kriegsverbrechen“, sagte ein Ulli Becker, eine Sprecherin der Initiative.

Rheinmetall umgeht mit der Gründung von Tochterunternehmen und Joint Ventures bewusst Waffenexport-Regularien der deutschen Bundesregierung wie den aktuelle bis Ende September geltende Waffenexport-Stopp nach Saudi-Arabien.

Bei ihrer Aktion haben sich die Aktivist*innen nicht von der Polizei aufhalten lassen und entschlossen und besonnen die Zufahrtswege des größten deutschen Rüstungsproduzenten blockiert.

„Wir weigern uns, in einer Welt zu leben, die zunehmend von Kriegen, Aufrüstung und Abschottung bestimmt wird. Rheinmetall als größter deutscher Rüstungsproduzent und deutscher Waffenexportmeister ist wesentlich daran beteiligt und mach gigantische Profite mit dem Töten. Deshalb sehen wir uns gezwungen mit Aktionen des massenhaften Ungehorsams die Produktion von Rüstungsgütern lahm zu legen. Wir fordern, dass keine Profite mit Kriegen und die Abwicklung der Rüstungssparte des Konzerns zu fordern“ fuhr Ulli Becker fort.

Die Aktion läuft im Rahmen des Antikriegs-Camps „Rheinmetall Entwaffnen“, das vom 1. bis 9.9. im niedersächsischen Unterlüß nahe Celle stattfindet.

Die Aktion reiht sich in einen weltweiten Protest gegen die finanzielle und militärische Unterstützung des Erdogan-Regimes ein, das gegen die kurdische Selbstverwaltung in der Türkei und in Rojava (Nordsyrien) Krieg führt. Unter dem Motto „Rise up for Rojava – Block, Occupy, Disturb“ finden zeitgleich Aktionen gegen Rüstungskonzerne und Waffenmessen statt, darunter in europäischen Ländern, Australien und Südamerika.


Pressemitteilung No. 5: Gedenksteinlegung am KZ Außenlager Tannenberg und Markierung des Weges der Erinnerung

Am Donnerstag 5. September kamen fast 90 Antifaschist*innen auf der Gemarkung Altensothried zusammen, um den Zwangsarbeiterinnen zu gedenken, die im KZ Außenlager Tannenberg gefangen waren.
Die Aktion startete am antimilitaristischen Aktionscamp in Unterlüß. Zu Fuß und mit Bussen gelangten die Aktiven zu einer abgelegenen Waldlichtung, auf der sich der Eingang zum ehemaligen KZ Außenlager befunden hatte. Dort wurde als erstes ein Gedenkstein mit dieser Inschrift gesetzt:
Hier befand sich von 1944 bis 1945 das Außenlager Tannenberg des Konzentrationslagers Bergen-Belsen, in dem 900 osteuropäische Jüdinnen inhaftiert waren. Sie mussten Zwangsarbeit für Rheinmetall leisten. Kurz vor der Befreiung wurden sie nach Bergen-Belsen deportiert, viele wurden dort ermordet. In Gedenken an die unzähligen, für die Kriegsindustrie der Nationalsozialisten ermordeten Menschen. Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg.

Bewegende Berichte und bedrückende Erinnerungen von Überlebenden wurden am Ort ihres Leids verlesen. Mit einer Schweigeminute wurde der Opfer gedacht, anschließend sangen alle gemeinsam das jddische Lied Sage nie, du gehst den allerletzten Weg.

Der Rückweg nach Unterlüß wurde genutzt, um den Weg zu markieren, den die Frauen täglich zur Zwangsarbeit gehen mussten: Entlang einer weißen Linie wurden Baumbinden mit den Namen von Opfern und Banner mit Zeichnungen und Hintergrund-Informationen befestigt. Ein Straßenschild mit der Aufschrift Mahnmal KZ Außenlager weist nun auf den vergessenen Ort hin.

Seit Jahren bemühen sich Menschen aus Unterlüß und Umgebung um Aufarbeitung der Geschichte um Zwangsarbeit und Rüstungsproduktion am Standort der ehemaligen Rheinmetall Borsig AG. Bereits im Vorjahr hatten Aktivist*innen aus dem Aktionscamp in Zusammenarbeit mit hiesigen Historiker*innen eine Gedenkveranstaltung am KZ Außenlager organisiert. Mit Gedenkstein und Straßenbeschilderung sollte nun der Forderung nach einer lebendigen Erinnerung und Gedenkstätte Nachdruck verliehen werden. In 2020 versprachen die Aktivist*innen wieder zu kommen.

Eine Ausstellung zu den Zwangsarbeiterinnen im KZ Außenlager Tannenberg ist noch bis Sonntag 8. September im Antimilitaristischen Aktionscamp auf dem Dorfplatz in Unterlüß zu besichtigen. Das Aktionscamp ist Teil der Kampagne „Rheinmetall Entwaffnen“.

Die mörderischen Geschäfte von Rheinmetall sind immer auch in Zusammenhang mit der Geschichte zu sehen. Heute wie damals ist Krieg das Geschäftsmodell von Rheinmetall.

Bei Rückfragen und für weitere Informationen bitte Email an:
rheinmetall-entwaffnen-rheinmain@riseup.net


Pressemitteilung No. 4 – 5. September – Bündnis Rheinmetall entwaffnen!

Bündnis ruft zu Blockaden am 6. September auf – aktuell Ankett-Blockade vor Rheinmetall Werk – heute Nachmittag Aktion in Gedenken an die Zwangsarbeiterinnen

Das Bündnis „Rheinmetall Entwaffnen“ ruft für morgen, 6. September zu Blockaden auf. „Wir können nicht tatenlos zusehen, wenn hier in Deutschland Waffen produziert werden, die weltweit morden. Deswegen werden wir morgen den Betrieb von Rheinmetall in Unterlüß lahmlegen“, so die Aktivistin Clara Miranda. Bereits jetzt sind mehrere hundert Menschen im Camp und bereiten sich in Aktionstrainings vor. Sie sind entschlossen, Waffenproduktion und Auslieferungen zu blockieren. Dies ist notwendig, schließlich erzielen Exportrichtlinien und staatliche Kontrollen keine Wirkung. Kriege wie im Jemen und die Angriffe der Türkei auf die selbstverwalteten Gebiete in Nordsyrien und im Irak sind tödliche Beispiele dafür.

Bereits heute hat eine autonome Kleingruppe das Werk blockiert. Die Aktivist*innen haben sich in Ankettvorichtungen auf den Zufahrtsstraßen, in einem Tripod und in einem Strommasten festgemacht. Durch den Export von Waffen und Logistik, welche für diese Vorgänge essenziell notwendig sind, macht sich der Wirtschaftsstandort Deutschland, Rheinmetall sowie die deutsche Regierung zum Handlanger autoritärer Staaten.[…] Wir müssen Krieg dort stoppen, wo er beginnt. Fangen wir vor der Tür verbrecherischer Unternehmen an“, so die Gruppe in ihrer Erklärung.

(dokumentiert unter: https://rheinmetallentwaffnen.noblogs.org/post/2019/09/05/aktuell-gibt-es-eine-blockade-des-standortes-waffe-und-munition/#more-1152)

Heute Nachmittag findet in Altensothrieth an der ehemaligen KZ-Außenstelle Tannenberg eine Aktion zum Gedenken an die jüdischen Zwangsarbeiterinnen statt. Die Zwangsarbeit für Rheinmetall ist ein verschwiegenes Kapitel der Konzerngeschichte und dieser Region. Bisher gibt es keine Gedenktafeln, die auf die 21 Zwangsarbeiterinnenlager aufmerksam machen.

Diese Erinnerungsaktion reiht sich ein in viele Informations- und Diskussionveranstaltungen, die seit dem 1. September auf dem „Rheinmetall Entwaffnen“ Camp am Produktionsstandort Unterlüß stattfinden.

Ziel ist es, die Geschichte und das herrschende kriegerische System zu verstehen, gemeinsam aktiv zu werden und ein friedliches, solidarisches Miteinander zu entwickeln. Das Camp sieht sich folglich als Teil der Lösung auf dem Weg für eine friedliche Welt ohne Ausbeutung und Unterdrückung.

Die Presse ist herzlich eingeladen, die angekündigten Veranstaltungen zu besuchen und darüber zu berichten. Anmeldungen sind hilfreich.

Presse-Telefon Bündnis Rheinmetallentwaffnen: 0152 254 349 86

Aktivist*innen in der aktuelle Ankett-Aktion sind telefonisch erreichbar unter 0163992080211


Pressemitteilung No. 3 – Besuch Pappberger

Aktionär*innen kündigen Proteste für die Rheinmetall-Hauptversammlung 2020 an

Etwa 80 Aktionär*innen haben heute in einer Pressekonferenz vor dem Wohnsitz des Rheinmetall-Vorstandsvorsitzenden Armin Papperger in Hermannsburg (Niedersachsen) eine Protestaktion für die Hauptversammlung des Unternehmens im kommenden Jahr angekündigt.

Bereits Ende Mai diesen Jahres hatten sie im Hotel Maritim in Berlin-Mitte die Hauptversammlung des Rheinmetall-Konzerns lautstark für fast eine Stunde unterbrochen. In ihrem Statement betonten die kritischen Aktionär*innen, Rheinmetall trage eine Mitverantwortung für die Kriegsverbrechen der unter saudisch-arabischer Führung agierenden Kriegskoalition. Mit Bomben aus der Produktion der 100%igen Rheinmetall-Tochter RWM Italia Spa wurden laut Recherchen des European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR) ein Wohnhaus im Jemen bombardiert. Die Bombardierung forderte zivile Opfer. Auch bei der laut des wissenschaftlichen Dienstes des Deutschen Bundestages völkerrechtswidrigen Invasion der türkische Armee im nordsyrischen und unter kurdischer Verwaltung stehenden Kantons Afrin im Jahre 2018 kam es zum Einsatz von deutschen Leopard-2-Panzern. Komponenten des Panzers werden von Rheinmetall gefertigt.

Die kritischen Aktionär*innen betonten die Mitverantwortung des Konzerns und des Vorstandvorsitzenden Armin Papperger an diesen Kriegsverbrechen. „Wenn Kriegsverbrecher wie Armin Papperger nicht öffentlich angeklagt werden, dann müssen wir sie und ihre schmutzigen Geschäfte in die Öffentlichkeit zerren“, so Jens Friedrich vom Bündnis von Rheinmetall Entwaffnen. Weiterbetonte er, dass Waffenexporte an die Regime der Türkei, Saudi-Arabiens, Ägyptens und der Vereinigten Arabischen Emirate verboten und geächtet werden müssten.

Die antimilitaristischen Aktionär*innen erklärten sich darüber hinaus solidarisch mit der am 6. September angekündigten Blockade der Rheinmetall-Produktionsstätte in Unterlüß. In dem Aktionsaufruf wurde angekündigt, die Produktion der Rheinmetall-Fabrik lahm zu legen.

Der Besuch fand im Rahmen des gerade stattfindenden Antikriegscamps unter dem Motto „Rheinmetall Entwaffnen“ statt.

Weitere Informationen zu Aktionen und Veranstaltungen finden Sie unter https://rheinmetallentwaffnen.noblogs.org.


Pressemitteilung No. 2 –  3. September 2019

Das „Rheinmetall entwaffnen“ Camp am Standort für Waffenproduktion Unterlüß legt in den ersten Tagen den Schwerpunkt auf Austausch und Bildung. Zu zahlreichen Aspekten von Krieg finden auf dem Camp selbstorganisierte Workshops statt. „Eine friedliche Welt ist ohne eine grundlegende Veränderung des Bildes von Männlichkeit unvorstellbar“ so Luisa Engelhardt.

Aus disesem Grund nahm der Zusammenhang von Krieg, Männlichkeit und Herrschaft eine zentrale Rolle ein und wurde beispielsweise im Vortrag vom DFG-VK geschichtlich herausgearbeitet. Der Einfluss dieses männlich domionierten Systems, des Patriarchats, wirkt alltäglich auf allen Ebenenen. Darum befassen sich die Veranstaltungen damit, wie feministische Aktionen durchgeführt werden können. „Das Bedürfnis nach feministischer Organisierung ist groß. Frauen, Lesben, Trans und InterPersonen schaffen sich auf dem Camp eigene Räume und solidarisieren sich untereinander“, so Sofie Müller.

„Unser Miteinander hier sehen wir als Teil der Lösung für eine friedliche Welt. Es ist spürbar anders hier: Im Campalltag zeigt sich das durch sehr freundschaftlichen Umgang, das Kommunizieren der persönlichen Widerstände, freundschaftliches Kritisieren und dem Beobachten von Redeverhalten. Uns ist wichtig, dass die Stimmen von vielen Menschen gehört werden“, betonte Müller. Dazu sei es jedoch tatsächlich notwendig, das eigene Verhalten zu hinterfragen. Unterdrückende und ausgrenzende Postionen sind mit einer Friedensbewegung unvereinbar.

Auf einer Exkursion zum Truppenübungsplatz Bergen-Hohne wurde das Ausmaß der Militarisierung der gesamten Region deutlich. „Der Vorschlag zur Umnutzung der Fläche als Biosphärengebiet wäre eine ökologische Alternative“ so Gerald Spörke, der an einer Exkursion zum Truppenübungsplatz Bergen-Hohne teilnahm.

Rudi Friedrich und Talib Richard Vogl stellten auf kulturelle Weise mit der Lesung Auswege aus dem kriegerischen Handeln dar. In ihrem Programm „Krieg? Ohne uns!“ erzählten sie mit musikalischer Begleitung von der Desertation im ersten Weltkrieg.

In den kommenden Tagen werden weitere Veranstaltungen folgen. Themen sind u.a. die Zwangsarbeit bei Rheinmetall, die internationalen Folgen der weltweiten Kriege und die Bedeutung des Produktionsstandortes Unterlüß.

Das Camp wächst stetig, bereits jetzt sind 150 Menschen anwesend.
Am Samstag, den 7. September findet um 13 Uhr am Bahnhof in Unterlüß eine Bündnisdemonstration statt. Für Freitag, den 6. September sind Blockaden angekündigt.

Weitere informationen und Hintergründe finden Sie auf unserer Internetseite:
https://rheinmetallentwaffnen.noblogs.org

Für Rückfragen stehen wir gerne telefonisch zur Verfügung: 0152 254 349 86


Pressemitteilung No. 1 zum Antikriegstag

Das „Rheinmetall Entwaffnen“ Camp in Unterlüß begann am gestrigen Antikriegstag, dem 80. Jahrestag des Angriffes von Deutschland auf Polen – dem Beginn des 2. Weltkriegs. Mit einem Austausch bei Kaffee und Kuchen teilten Anwohnende und aus dem gesamten Bundesgebiet und dem europäischen Ausland angereiste Friedensbewegte ihre persönlichen Beweggründe, um sich für friedliche Arten der Konfliklösung und gegen Krieg und Rüstung zu engagieren.

Die Antworten waren dabei so vielfältig wie das Bündnis „Rheinmetall Entwaffnen“, das sich zu Bildung, Vernetzung und für Aktionen zusammen gefunden hat.

Beteiligte analysierten, dass eine Armee auch zu angeblichen Friedenszeiten tötet. Wie auch beispielsweise durch nicht anerkannte Kriegsdienstverweiger_Innen, die ihre Enthaltung vom Krieg nur durch Selbsttötung durchzusetzen wussten.

Die Kriegsführung wandelt sich auch dahingehend, dass nicht mehr nur Staaten sich bekämpfen, sondern viele Stellvertreterkriege stattfinden, in denen es kaum Gewinner gibt. Deutschland befeuert diese Kriege dadurch, dass die Waffenproduktion von Rheinmetall gestärkt und solche Konzerne mit Ausfuhrlizenzen praktisch subventioniert werden.

Der Betrieb, der von den Bundestagsabgeordneten Otte (CDU) und Lühmann (SPD) als Sicherheitsfirma vorgestellt wird, bewirbt seine Produkte jedoch mit Slogans wie “low cost to kill”. Aber hergestellt werden modernste Panzer, Haubitzen und Munition, die in völkerrechtswidrigen Kriegen wie von der Türkei in Syrien genutzt werden.

Das Programm ging am Sonntag Abend mit einer Diskussionsveranstaltung zur Erinnerungskultur weiter. In diesem Rahmen wurde vielen widerständigen Menschen gedacht, die ihr Leben dem Kampf für eine friedliche und gerechte Welt gewidmet haben.

In den folgenden Tagen wird es ein bunt gefülltes Programm aus Aktionen, Diskussionen und auch Exkursionen geben.

Dabei gibt es verschiedene Themenschwerpunkte, wie die Geschichte von Rheinmetall und die Rolle deutscher Waffenproduktion, ökologische Faktoren von Krieg, feministische Sichtweisen auf eine Antikriegsbewegung oder auch ein Blick auf gesellschaftliche Lösungskonzepte jenseits von Unterdrückung und Herrschaft.

Zum Ende der Woche sind Blockaden angekündigt, um den Produktionsprozess von Kriegswerkzeugen praktische zu stören. Am Samstag den 7. September um 13 Uhr wird es eine große Demonstration bis vor die Werkstore von Rheinmetall geben.

Die Veranstalter_innen wollen Unternehmen wie Rheinmetall so lange kritisieren und blockieren, bis das Geschäft mit dem Tod ein Ende nimmt.