Auch in diesem Jahr öffnet die Bundeswehr ihre Standorte und lädt zum „Tag der
Bundeswehr“ ein. Heute am 28. Juni werden bundesweit zehn Bundeswehrstandorte für
die Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. In Köln, Diez, Greding, Freyun, Delitzsch,
Bückeburg, Neubrandenburg, Stralsund, Osterholz-Scharmbeck und Jagel
wird ein „exklusiver Blick hinter den Kasernenzaun“ versprochen, bei dem
Besucher*innen „mit Mitarbeitenden ins Gespräch kommen und dabei Technik und
Gerät hautnah und exklusiv erleben“ können
Kontextuell reiht sich der seit 2015 begangene „Tag der Bundeswehr“ in die Strategie der
Öffentlichkeits- und Werbekampagne der Bundeswehr ein. Diese ist auf das Milliarden
schwere Imageprogramm „BUNDESWEHR IN FÜHRUNG – Aktiv.Attraktiv.Anders.“
zurückzuführen, in welchem die Bundeswehr 2014 ihren Anspruch formulierte, einer der
attraktivsten Arbeitgeberinnen Deutschlands werden zu wollen. Und um das Töten und Sterben für Deutschland im öffentlichen Bewusstsein als attraktive Arbeit darzustellen ist die Regierung bereit einiges zu investieren. Im Bundeshaushalt 2025 sind dafür nun 58 Millionen Euro vorgesehen, ein deutlicher Anstieg gegenüber den 35 Millionen des Vorjahres. Die Bundeswehr ist im zivilen Alltag so sichtbar wie nie: Sie verteilt Werbesprüche auf Döner- und Popcorntüten, wirbt mit großformatigen Plakaten an Bushaltestellen und schaltet ganzseitige Anzeigen in Zeitungen und Magazinen. Wer einen Actionfilm im Kino sehen will, wird kaum noch darum herumkommen, sich zuvor in einem aufwendig produzierten Clip über die Vorzüge des Soldatinnenberufs „informieren“ zu lassen, natürlich gendergerecht und mit dem Hinweis, dass Offizierinnen und Offiziere heute
nicht nur führen, sondern Vorbilder sein sollen.
Auf YouTube inszeniert sie mit der Serie „Die Rekruten“ den Alltag junger Soldat*innen
als Abenteuer, das irgendwo zwischen Klassenfahrt und Actionfilm liegt.
Und als wäre das nicht genug, erhalten Jugendliche ab 16 unaufgefordert personalisierte
Werbung, so auch dieses Jahr wieder zum „Tag der Bundeswehr“. Möglich wird das
durch §58c Soldatengesetz: Jedes Jahr übermitteln Meldebehörden automatisch die
Daten aller künftigen Volljährigen an die Bundeswehr. Wer das nicht will, muss
widersprechen. Und am Ende von all diesem steht die klare Botschaft: Wer dazugehören
will sollte sich sputen, die Bewerbung sei nur einen Klick entfernt.
Trotz den seit über einem Jahrzehnt laufenden Milliarden schweren Werbekampagnen
mangelt es der Bundeswehr weiterhin am Nachwuchs. Auch im Jahr 2024 war der
Personalstand der Bundeswehr leicht rückläufig und laut Umfragen haben vor allem
junge Menschen kein Interesse daran, sich in den Kriegsdienst zwängen zu lassen. Hier
antwortet der Staat mit Zwang: Mittlerweile ist es keine Frage mehr ob, sondern wann
die Wehrpflicht kommt.
Es passt nur allzu gut zur Logik militärischer Nachwuchsgewinnung, dass der „Tag der
Bundeswehr“ als öffentliches Spektakel inszeniert wird, mit einem bizarren
Volksfestcharakter, der Kinder auf Panzer klettern lässt, Männlichkeitsbilder zelebriert
und scheinbar modernisierte Vorbilder pinkwashed. Wie zentral dieser Tag, und das
damit transportierte gesellschaftliche Bild der Bundeswehr, für den deutschen Staat
ist, zeigt sich nicht zuletzt an den zunehmenden Sicherheitsvorkehrungen und der
harten Repression gegenüber antimilitaristischen Protesten in den vergangenen Jahren.
Wir erteilen der Inszenierung am sogenannten „Tag der Bundeswehr“ eine klare Absage –
ebenso dem Versuch, Kriegstüchtigkeit, bewaffnete Einsätze und die Präsenz des
Militärs als etwas Alltägliches darzustellen. Denn weder Krieg noch Militär sind Anlässe
zum Feiern, zur Unterhaltung oder Werben!
Die Bundeswehr will in die Mitte der Gesellschaft. Wir wollen eine Gesellschaft, die sich
gegen die Bundeswehr, gegen ihr Geschäft von Aufrüstungsoffensiven durch
Einsparungen beim Sozialen und der Gesundheit, gegen die Sicherung und Ausweitung
deutscher Wirtschafts- und Machtinteressen durch Auslandseinsätze,
Großmachtfantasien, gegen rassistische und sexistische Normalzustände, sowie gegen
rechtsextreme Netzwerke stellt.
Den allgegenwärtigen „Einladungen“ der Bundeswehr, man solle doch bitte „machen,
was zählt“, setzen wir etwas entgegen, das wirklich zählt: den Widerstand gegen die
schleichende Normalisierung der Kriegstüchtigkeit – und zwar in allen Lebensbereichen.
Ob in Schulen, Universitäten, Krankenhäusern, Kinos oder auf Brötchentüten: Wir sagen
Nein zur Militarisierung des Alltags. Und wir wehren uns nicht nur auf der Straße,
sondern auch im Kopf. Denn genau dort zielen die Werbekampagnen hin – mit flotten
Slogans und freundlichem Ton, aber klarer Absicht. Unsere Antwort: Ihr kriegt uns nicht
– nicht in unseren Köpfen und nicht unsere Körper für eure Kriege.
Das Fortschreiten der Kriegstüchtigkeitswerdung und der Militarisierung des deutschen
Staates ist im vollen Gange. Um der Kriegstüchtigwerdung etwas entgegenzusetzen
müssen wir uns organisieren.
Kommt also mit uns vom 26. bis 31. August nach Köln, lasst uns gemeinsam ein Camp
gegen Krieg & Kriegstüchtigkeit, Aufrüstung & Abschottung sowie Patriarchale Logik &
Antifeminismus gestalten!
Nutzen wir das Camp, um uns auszutauschen, gemeinsame Erfahrungen zu sammeln
und uns international zu vernetzen. Wir werden zusammen auf die Straße gehen,
unseren Widerspruch sichtbar machen und aktiv eingreifen!
Bis dahin: werdet aktiv in euren Regionen und achtet auf Ankündigungen!
P.S.: Wir werden auch in Zukunft keine Ruhe geben und die Bundeswehr bei öffentlichen
Auftritten stören – denn ihre Kriege sind nicht unsere Kriege! Lasst uns den Krieg
verraten!
Mach was wirklich zählt: Kriegstüchtigkeit stoppen!





